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Mehr Geld für Hütten und Wege nötig!

MMag.a Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung in der Steiermark im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Naturfreunde Steiermark Dr. Jürgen Dumpelnik über die Bedeutung der alpinen Infrastruktur und die Herausforderungen bei deren Erhalt.

 

Fotos: Naturfreunde Steiermark, Teresa Rothwangl, iStock

 

 

Was versteht man unter alpiner Infrastruktur und worin liegt deren Bedeutung?

 

Eibinger-Miedl: Neben Schutzhütten zählen zur alpinen Infrastruktur in erster Linie Wanderwege und alpine Steige. Diese haben für den heimischen Tourismus eine enorme Bedeutung, sind sie doch die Grundvoraussetzung dafür, dass Wandern, Bergsteigen und Klettern überhaupt möglich sind.

 

Dumpelnik: Die Naturfreunde betreuen österreichweit zahlreiche Schutzhütten, Selbstversorgerhütten, Wanderwege sowie Klettersteige und Kletterrouten. Auch in der Steiermark spielen wir beim Erhalten der alpinen Infrastruktur eine wichtige Rolle. Unsere Arbeit gewährleistet, dass sich sowohl die Steirerinnen und Steirer als auch Touristinnen und Touristen in der Natur gut bewegen können.

 

 

Warum wird die Erhaltung von Hütten und Wegen immer aufwendiger und teurer?

 

Dumpelnik: Neben der Teuerung und dem steigenden Materialaufwand sind es vor allem die zunehmenden rechtlichen und technischen Anforderungen, die uns vor große Herausforderungen stellen. Die Frage ist, ob man Schutzhütten und sonstige alpine Einrichtungen, die auch gastronomisch genutzt werden, wirklich mit dem Maß des Gewerberechtes messen muss oder ob es hier nicht Sonderbestimmungen geben sollte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Erhalt des Ehrenamtes. Unsere Funktionärinnen und Funktionäre betreuen in unzähligen ehrenamtlich geleisteten Stunden die alpine Infrastruktur. Wir müssen auch in Zukunft dafür sorgen, dass sich vor allem auch junge Menschen für das Ehrenamt begeistern.

 

Eibinger-Miedl: Die hohe Inflation und die damit verbundenen Teuerungen treffen auch alle, die Hütten und Wege betreuen. Neben den steigenden Personal-, Energie-, Lebensmittel- und Materialkosten ist es darüber hinaus eine besondere Herausforderung, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Auch die Häufung von Extremwetterereignissen wirkt sich negativ aus, da der Wartungsaufwand für Wege entsprechend steigt. Betreiberinnen und Betreiber von Schutzhütten investieren auch verstärkt in den Ausbau von Zimmern, da die Ansprüche der Gäste steigen.

 

 

Wo besteht derzeit der größte Handlungsbedarf?

 

Dumpelnik: Ganz klar bei der Zurverfügungstellung der entsprechenden finanziellen Mittel. Trotz noch so großen ehrenamtlichen Einsatzes kann die alpine Infrastruktur nur mit entsprechender Dotation der öffentlichen Hand erhalten werden. Ohne Förderungen sind Schutzhütten wirtschaftlich nicht lebensfähig. Hütten sind Einrichtungen, die allen, die in den Bergen unterwegs sind, Schutz und Versorgung bieten. Vor diesem Hintergrund ist ein klares öffentliches Interesse zum Erhalt der Schutzhütten gegeben.

 

Eibinger-Miedl: Um Wanderwege und Steige entsprechend pflegen und notwendige Sanierungen durchführen zu können, braucht es erfahrene Personen mit entsprechendem Know-how. Daher wird viel in Weiterbildungen und Schulungen für bestehende und künftige Wegewartinnen und -warte investiert. Daneben geht es auch um Bewusstseinsbildung bei den Freizeitnutzerinnen und -nutzern für das richtige Verhalten am Berg, im Wald und auf Almen.

 

 

Welche Antworten braucht es vonseiten der Politik?

 

Eibinger-Miedl: Rund um das Thema Wegehaftung haben wir in der Steiermark die weiß-grüne Freizeitpolizze ins Leben gerufen und einen Mountainbike-Koordinator installiert. Darüber hinaus sind wir in einem regelmäßigen Austausch mit den alpinen Vereinen sowie mit Interessengruppen vor Ort wie Tourismusverbänden, Gemeinden und der Landwirtschaft. Mir ist es wichtig, in einem guten Miteinander die Interessen aller beteiligten und betroffenen Gruppen zu berücksichtigen.

 

Dumpelnik: Der Ausgleich von Interessenkonflikten, die es natürlich da und dort gibt, funktioniert in der Steiermark sehr gut. Das beruht darauf, dass wir seit Jahren mit anderen alpinen Vereinen, mit Interessenvertretungen, mit der Landespolitik und auch mit den Kommunen zusammenarbeiten und es im Regelfall immer gute Lösungen gibt. Dieses Miteinander wird auch vonseiten der Landespolitik forciert, und ich möchte mich in diesem Zusammenhang dafür bedanken, weil das keinesfalls selbstverständlich ist.

 

 

Ist der Erhalt unserer Hütten und Wege auch in Zukunft noch gesichert?

 

Eibinger-Miedl: Dank des herausragenden ehrenamtlichen Engagements unserer alpinen Vereine ist die Infrastruktur in der Steiermark in einem hervorragenden Zustand. Aufgrund der bereits erwähnten Bedeutung für den heimischen Tourismus müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass dies auch so bleibt. Aus diesem Grund unterstützen wir seitens meines Ressorts die Vereine in ihrer Arbeit.

 

Dumpelnik: Ich glaube auch, dass wir positiv in die Zukunft blicken können. Das Engagement der alpinen Vereine ist groß, die Mitgliederzahlen sprechen für sich. Allein die Naturfreunde haben in der Steiermark rund 31.000 Mitglieder, die sich in der Natur und für die Natur engagieren. Außerdem haben wir über 1600 Funktionärinnen und Funktionäre, die dafür sorgen, dass unsere Organisation lebt, wächst und gedeiht und dass die vorhandenen alpinen Strukturen auch in Zukunft so funktionieren, wie wir das heute gewohnt sind.

Ein gutes Miteinander: Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Jürgen Dumpelnik, Vorsitzender der Naturfreunde Steiermark, während einer Wanderung der alpinen Vereine in Murau
MMag.a Barbara Eibinger-Miedl ist Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung in der Steiermark.
Die alpine Infrastruktur ist für den steirischen Tourismus von großer Bedeutung.
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