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Die Traversée de la Meije

Die Traversée de la Meije ist bei der steirischen Alpinistengilde äußerst beliebt. In den letzten Jahren haben u. a. Alex und Martin Findl, Tanja Kuster und Matthias Lampl diese Tour gemacht, am 8. August 2023 gelang auch Karin Kanduth und Matthias Pilz die Überschreitung.

Text und Fotos: DI Matthias Pilz, Referent der Alpinistengilde der Naturfreunde Steiermark

 

Die Traversée de la Meije ist eine der berühmtesten Touren der Alpen und gilt als schönste Route der Dauphiné-Alpen. Sie ist lang, ausgesetzt und erfordert Kletterkönnen in Fels und Eis.

 

Von der Promontoire-Hütte zum Glacier Carré

Die Tour startet auf der wie an die Felsen geklebten Promontoire-Hütte; wir wählten den seilbahnfreien Zustieg von La Bérarde über die wunderschön gelegene Châtteleret-Hütte. Tags darauf ging es im Schein der Stirnlampen los. Die Kletterei beginnt genau zwischen Hütte und WC, und so könnte man die erste Seillänge vom Topf aus sitzend sichern – so manch ein Sportkletterer könnte neidisch werden. Über weite Strecken kletterten wir den Aufstieg, der meist im II. bis III. Schwierigkeitsgrad liegt, am laufenden Seil. Nach rund zwei Stunden erreichten wir im ersten Tageslicht den Frühstücksplatz und somit den ersten vernünftigen Rastpunkt, an dem der Rucksack abgestellt werden kann. Danach bewältigten wir die berühmten Schlüsselpassagen: die Platte „Dalle Castelnau“ mit ihren oft vereisten Griffen, die erste höllisch exponierte Kante am „Eselsrücken“ und dann die Schlüsselstelle an der „Österreicherplatte“ im Grad 5a. Hier hatten wir schon viele Seilschaften deutlich abgehängt, lediglich ein lokaler Bergführer und eine französische Seilschaft waren in unserer Nähe unterwegs. Über den etwa 40 Grad steilen „Glacier Carré“ stiegen wir bedächtig hinauf, bei einem Fehltritt würde die gesamte Seilschaft am Fuß der 2 km breiten Südwand enden.

 

Auf den Grand Pic de la Meije

Über die Westkante stiegen wir auf den Grand Pic de la Meije, der mit seinen 3983 m die 4000er-Marke nur knapp verfehlt. Vor dem Gipfel galt es, noch eine schwere Passage zu meistern, das „Cheval rouge“, das rote Pferd: Über eine glatte Verschneidung muss man zum Grat, wo man rittlings das „Pferd“ zu übersteigen hat - nach Norden geht es hier gut 750 m senkrecht hinab. Am Gipfel des Grand Pic de la Meije erwartete uns überraschend viel Platz, gleich drei Seilschaften finden hier Platz. Doch unsere Pause war nur kurz, vor uns lag ja noch die gesamte Überschreitung.

 

Eine aufregende Überschreitung

Zuerst musste vier Mal abgeseilt werden, dann folgte der rund 30 m lange messerscharfe Grat zum Dent Zsigmondy (3936 m), den wir an den Stahlseilen in der Nordwand und durch den berühmten Eiskamin umgingen. Wieder am Grat angekommen überschritten wir den zweiten und dritten Zahn - stets am Grat wie auf Messers Schneide, gespickt mit einigen spannenden Abkletterpassagen und einer Abseilstelle. Hier wehte der Nordwestwind das Seil der französischen Seilschaft vor uns in die Südwand und verklemmte es. Doch wir konnten mit einem Pendler das Seil erreichen und befreien; das anschließende Abziehen unseres Seils gestaltete sich allerdings äußerst nervenaufreibend, weil es ebenfalls in der Südwand gelandet war, sich aber abziehen ließ. „That was close“, meinte ein Franzose, und wir alle strahlten übers ganze Gesicht. Vor uns lag jetzt nur mehr der letzte und nach Süden hin beeindruckend überhängende Gipfel Doigt de Dieu (3973 m), auf dem noch ein letztes Mal unfassbar ausgesetzt geklettert werden musste. Die folgenden Abseiler hinunter zum Gletscher und der Marsch zum wie ein Adlerhorst gelegenen Refuge de l’Aigle (Googel das einmal!) waren nur mehr Formsache. Und so saßen wir kurz nach 15 Uhr gemeinsam mit der französischen Seilschaft bei einer wohlverdienten Jause, bevor es noch 1800 Höhenmeter ins Tal ging.

Die Überschreitung der Meije ist eine der berühmtesten Touren der Alpen.
Kurz vor dem Gipfel des Doigt de Dieu
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