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3000 km durch Neuseeland

Der Te Araroa Trail ist mit seinen 3000 km der längste Fernwanderweg Neuseelands. Sarah Gschmeidler stellte sich der Herausforderung und machte sich mit ihrem Rucksack auf den Weg auf die andere Seite der Welt. Im Folgenden ein paar Impressionen.

 

Text und Fotos: Sarah Gschmeidler, Referentin für Fitness der Naturfreunde Steiermark

 

 

Von Kerikeri nach Island Bay

Die Begehung des Te Araroa Trail (teararoa.org.nz), der sich über beide Inseln Neuseelands erstreckt, beginnt man im Norden der Nordinsel. Die Route über die Nordinsel hat eine Länge von 1600 km. Mit einem 23 kg schweren Rucksack begab ich mich Mitte September 2022 von der Stadt Kerikeri aus auf die Spuren der Ureinwohner*innen Neuseelands – Maoris genannt. Orange Dreiecke zeigten mir den Weg. Nach einem sanften Einstieg auf schön angelegten Pfaden­ begriff ich schnell, wie herausfordernd der Weg werden würde. Hüfthoch im Schlamm steckend kämpfte ich darum, schnell genug zu gehen, damit der Sumpf nicht meine Schuhe verschlang. Im Ort Ngunguru war ich dankbar, dass mich ein Boot über den Ngunguru River brachte. Den nächsten Teilabschnitt des Weitwanderwegs kann man nämlich nur über den Wasserweg erreichen. Als James, der Bootsfahrer, mit seinem kleinen Motorboot in der Ferne verschwand, wusste ich, dass ich nun wieder auf mich allein gestellt war.

In den ersten zwei Monaten meiner Tour ging ich nur im Regen, aber ich gewöhnte mich relativ schnell an die ständige Nässe. Einheimische berichteten mir, dass der Sommer 2022 der regenreichste war, an den sie sich erinnern konnten. Auch wenn ich Kälte leiden musste, hatte ich aufgrund des starken Regens wenigstens immer ausreichend Wasser zu trinken - auch dank eines Wasserfilters in meinem Rucksack, der 99 Prozent der Bakterien eliminierte.

 

Horahora River & Whanganui River

Meine erste Flussdurchquerung auf dem Trail war die des Horahora River in Meeresnähe. Immer die Gezeiten im Blick, machte ich mich schnellen Schrittes auf den Weg, um den Fluss rechtzeitig bei Ebbe zu erreichen. Wieder einmal lehrte mich die Natur, dass sie stärker ist als der Mensch. Hüfthohes Wasser, reißende Flüsse und viel Adrenalin warteten auf dieser extremen Reise noch einige Male auf mich.

Den Abschnitt am Whanganui River kann man nur mit einem Kajak bewerkstelligen: Drei Tage auf dem Wasser, ohne Zivilisation, waren eine weitere Grenzerfahrung. Dichte Urwälder, endlos erscheinende Sandstrände und schroffe Felsformationen beschreiben die Natur auf der Nordinsel.

 

Von der Bucht Ship Cove nach Bluff

Auf der Südinsel, die landschaftlich den österreichischen Alpen ähnelt, bewältigte ich die restlichen 1400 km des Trails mit mehr als 40.500 Höhenmetern. Am Stag Saddle, der mit 1925 m der höchste Punkt des Te Araroa Trail ist, zeigte sich auch einmal die Sonne, und ich genoss nach so vielen eisigen Tagen die warme Luft.

Mein Zelt musste ich auf der Südinsel abends nur selten aufbauen. Ein gutes Hüttensystem gewährte mir Unterschlupfmöglichkeiten. In Neuseeland sind diese Blechhütten allerdings äußerst rustikal, nicht bewirtschaftet, ohne Elektrizität und Wasser. Am Speiseplan standen somit Lebensmittel wie Haferflocken, Couscous, Erdnussbutter, Datteln und Salz. Heute weiß ich den österreichischen Hüttenstandard noch mehr zu schätzen.

Nach vier Monaten (davon 100 Tage mit nassen Füßen), 3000 km, 70.000 Höhenmetern und drei Paaren verbrauchte Schuhe sowie um 15 kg leichter stand ich mit Tränen in den Augen am südlichen Ende von Neuseeland. Ein Gefühl von Dankbarkeit und Schwerelosigkeit überwältigte mich.

Stag Saddle: Nach drei Monaten am höchsten Punkt des Te Araroa Trail!
Eher ungemütlich: Durchquerung des Horahora Rivers auf der Nordinsel Neuseelands
177 km mit dem Kajak am Whanganui River
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