Heilpflanzen sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Arznei- und Volksheilkunde. Viele wachsen direkt vor unserer Haustür. Richtig erkannt und angewendet, lindern und unterstützen sie auf natürliche Weise eine Vielzahl von Beschwerden.
Text: Karin Kanduth, Referentin für Körper & Geist der Naturfreunde Steiermark, Fotos: Matthias Pilz
Heimische Heilpflanzen und ihre Wirkung
Heilpflanzen wachsen wild auf Wiesen, an Wald- sowie Gewässerrändern oder im eigenen Garten – oft unbemerkt. Als Vielstoffgemische entfalten sie ihre Wirkung unter anderem auf den Magen-Darm-Trakt, die Atemwege und die Niere.
Große Brennnessel (Urtica dioica L.). Die Brennnessel wird oft als lästiges Unkraut empfunden – zu Unrecht, wenn man ihre heilende Wirkung bedenkt. Brennnesselblätter, zum Beispiel in Form von Tee, wirken entwässernd und durchspülend bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Reich an Eisen, fördert die Brennnessel die Blutbildung und wirkt auch anregend auf den Stoffwechsel. Gesammelt werden die Blätter und die Wurzeln. Die Samen können auch kulinarisch verwendet werden, etwa für Müslis oder Salate.
Echter Beinwell (Symphytum officinale L.). Im Frühjahr und Herbst können die Wurzeln des echten Beinwells, oft in der Nähe von Bachufern und Gräben, gesammelt werden. Als Vielstoffgemisch, bestehend unter anderem aus Allantoin, Schleimstoffen und Gerbstoffen, finden die Wurzeln des Beinwells aufgrund ihrer schmerzstillenden, entzündungshemmenden und wundheilungsfördernden Wirkung vielseitig Anwendung. Äußerlich als Tinktur, Salbe oder Gel wird der Beinwell seit Jahrhunderten bei Schmerzen und Schwellungen von Muskeln sowie Gelenken, bei Prellungen und Verstauchungen eingesetzt.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata L.). Im Unterschied zum Breitwegerich weist der Spitzwegerich schmale lanzettförmige Blätter auf. Die Inhaltsstoffe, vor allem die Schleimstoffe, wirken Hustenreiz stillend und entzündungshemmend. Aus diesem Grund werden die Blätter bei Husten in Form von Tee oder Sirup angewendet.
Heilpflanzen sicher erkennen
Beim Sammeln von Heil- und Wildpflanzen ist das sichere Erkennen entscheidend. Einige Heilpflanzen haben oft giftige Doppelgänger. Der giftige gefleckte Schierling etwa ähnelt dem harmlosen Wiesenkerbel, dessen zarte Blätter man zum Würzen von Suppen, Saucen und Fisch verwenden kann. Um Verwechslungen sicher zu vermeiden gilt: nur sammeln, was man eindeutig erkennt und bestimmen kann. Nützlich hierfür sind gute Bestimmungsbücher oder Pflanzen-Apps wie Pl@ntNet. Wichtige Merkmale zur Bestimmung können Blattform, Blüte, Geruch, Standort und Wuchsform sein.
Verarbeitung und Anwendung
Heil- und Wildpflanzen können einfach und vielseitig verarbeitet werden - etwa zu Tees, Tinkturen, Salben, Ölauszügen, Sirups sowie Badezusätzen und Umschlägen. Für die Herstellung eines sogenannten Schichthustensirups eignen sich Spitzwegerichblätter oder Fichtenspitzen. Das Rezept dazu findest du im Infokasten.
Sammeln von Heilpflanzen
Beim Sammeln von Heilpflanzen steht der Schutz der Natur an erster Stelle. Einige Pflanzen wie Arnika und der Echte Alpenenzian stehen unter Naturschutz und dürfen weder ausgegraben noch gepflückt werden. Man darf also nur Pflanzenmaterial mitnehmen, das nicht unter Naturschutz steht, und nur so viel einsammeln, wie man wirklich braucht. Auch sollte beim Sammeln zwischen geeigneten und ungeeigneten Standorten unterschieden werden: Pflanzen, die an Straßenrändern, auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und entlang von Hundespazierwegen wachsen, sollte man stehen lassen.
Fazit: Ob Brennnessel, Beinwell oder Spitzwegerich – viele Heilpflanzen sind leicht zu finden. Wenn man sie richtig bestimmt, sorgfältig sammelt und achtsam verarbeitet, können sie auf natürliche Weise eine Vielzahl von Beschwerden lindern und die Gesundheit unterstützen.
Spitzwegerich-Schichtsirup gegen Husten
Dieser Schichtsirup eignet sich hervorragend als Hustensirup, vor allem bei Reizhusten. Die Blätter des Spitzwegerichs sind unter anderem reich an Schleimstoffen, die einen schützenden Effekt auf gereizte Schleimhäute haben. Bei der Herstellung des Schichtsirups nutzt man die Vorteile von osmotischen Kräften und schont empfindliche Inhaltsstoffe.
Zutaten: frische Spitzwegerichblätter, Zucker (alternativ: Honig)
Zubereitung: In ein breiteres Schraubglas gibt man eine 1 cm hohe Schicht Zucker, darüber eine 1 cm hohe Schicht frische Spitzwegerichblätter, darüber wieder eine 1 cm hohe Schicht Zucker usw. - bis das Glas voll ist. Die letzte Schicht sollte Zucker sein und wird fest angedrückt. Das Glas verschließen und ca. 3 bis 4 Wochen lang im Kühlschrank aufbewahren. Den fertigen Sirup in ein sauberes, verschließbares Behältnis füllen.
Haltbarkeit: Im Kühlschrank gelagert ist der Schichtsirup mindestens 3 Monate lang haltbar.