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Das Rückgrat unserer Gesellschaft

Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Naturfreunde Steiermark Dr. Jürgen Dumpelnik über die Bedeutung des Ehrenamts, die damit verbundenen Herausforderungen und darüber, wie es gelingen kann, wieder mehr Menschen für freiwillige Tätigkeiten zu begeistern.

Fotos: Naturfreunde Steiermark, iStock

 

Welche Bedeutung hat das Ehrenamt in unserer heutigen Gesellschaft?

 

Lang: Das Ehrenamt ist ein unverzichtbarer Pfeiler unserer Gesellschaft. Es fördert nicht nur den sozialen Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, sondern ermöglicht auch individuelle Entfaltung und persönliche Weiterentwicklung. Ehrenamtliche Arbeit hilft, Brücken zwischen den Generationen zu bauen und Werte wie Solidarität und Verantwortungsbewusstsein zu stärken. In der Steiermark sehen wir, wie ehrenamtliches Engagement zur Lebensqualität beiträgt, und wie es hilft, die Herausforderungen unserer Zeit als Gemeinschaft zu bewältigen.

 

Dumpelnik: Die Bedeutung des Ehrenamts wird oft von Politikerinnen und Politikern, Prominenten sowie Vereinsleiterinnen und -leitern betont, und das zu Recht. Viele Einrichtungen würden ohne ehrenamtliche Arbeit nicht funktionieren. Für mich als Vorsitzenden der Naturfreunde ist es besonders wichtig, das Ehrenamt hervorzuheben. Die Naturfreunde Steiermark leben von ihren rund 1200 ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären. Ohne sie könnten wir nichts von dem umsetzen, was wir für die Gesellschaft leisten wollen. Daher ist mein Dank an das Ehrenamt tief empfunden, denn es ist die tragende Säule unserer Organisation.

 

 

In den letzten Jahren hat das Interesse am Ehrenamt anscheinend stark abgenommen. Welche Faktoren haben dazu beigetragen?

 

Dumpelnik: Ich glaube nicht, dass das Interesse am Ehrenamt abgenommen hat. Die Menschen sind weiterhin engagiert, aber die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden. Wirtschaftliche Herausforderungen und zunehmende Haftungsrisiken machen es schwerer, ehrenamtliche Funktionen zu übernehmen. Zudem haben sich neue Familienstrukturen entwickelt, die weniger Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten lassen.

 

Lang: Zeitmangel und der steigende berufliche Druck lassen leider oft weniger Raum für ehrenamtliche Tätigkeiten. Dennoch gibt es in der Steiermark unfassbar viele Ehrenamtliche, die sich beispielsweise bei der Rettung oder Feuerwehr engagieren und damit einen wesentlichen Teil zum Erhalt unserer Gesellschaft beitragen. Ihnen allen gebührt mein außerordentlicher Dank.

 

 

Was hindert Menschen daran, sich ehrenamtlich zu engagieren, und wie können diese Hindernisse überwunden werden?

 

Dumpelnik: Die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und der wirtschaftliche Druck sind große Hindernisse. Die Angst vor Haftungsfragen schreckt ebenfalls ab. Es ist Aufgabe der öffentlichen Stellen und der Vereine, das Ehrenamt attraktiver zu machen. Bei den Naturfreunden arbeiten wir daran, indem wir Aufklärung bieten, Unterstützung leisten und Bürokratie abbauen. So wollen wir es den Menschen erleichtern, Verantwortung zu übernehmen, und hoffen, dass wir weiterhin Nachwuchs für ehrenamtliche Funktionen gewinnen können.

 

Lang: Unser vielfältiges Vereinswesen ist ein Markenzeichen der Steiermark. Egal, ob Naturfreunde, Musik- oder Sportvereine: Sie alle einen die Leidenschaft für ihr Hobby und der Wille, etwas zum Positiven zu verändern. Ich bin überzeugt, dass wir unser einzigartiges Vereinswesen auch in Zukunft erhalten können. Gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden unterstützt die Landesregierung unsere Vereine bestmöglich. Dies wird sie auch weiterhin tun. Zudem dürfen wir den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen niemals als selbstverständlich ansehen.

 

 

Wie kann die Politik das Ehrenamt unterstützen und Anreize schaffen, damit sich wieder mehr Menschen freiwillig engagieren?

 

Lang: Für unsere Einsatzorganisationen beispielsweise versuchen wir gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden, beste Arbeitsbedingungen zu schaffen - vor allem im Bereich der Infrastruktur. In den vergangenen Jahren haben wir für die Sanierung von Rüsthäusern sehr viel Geld in die Hand genommen. Klar ist aber: Unsere Strukturen sind ohne Ehrenamt und den Einsatz Tausender Menschen nicht aufrechtzuerhalten. Daher ist für mich die Wertschätzung gegenüber allen, die sich engagieren, etwas ganz Wesentliches.

 

Dumpelnik: Es gibt keine einfache Antwort, sondern eine Vielzahl von Maßnahmen, welche die Politik ergreifen kann. Dazu gehören umfassende Versicherungen und entsprechende finanzielle Unterstützung. Die Naturfreunde müssen viele eigene Infrastrukturen erhalten – eine Aufgabe, die ohne staatliche Hilfe schwierig wäre. Zudem könnten Anschubfinanzierungen für neue Projekte helfen, moderne Trends in die Organisationen zu integrieren. Öffentliche Anerkennung und Wertschätzung des Ehrenamts sind ebenfalls wichtig. Vorbilder und Idole motivieren andere, ihrem Beispiel zu folgen.

Für Anton Lang und Jürgen Dumpelnik ist das Ehrenamt ein unverzichtbares Element unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind zentrale Pfeiler der Naturfreunde-Bewegung – sowohl am Berg als auch beim Ehrenamt.
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